Bad Peterstal-Griesbach ist ein Kurort mit rund 3000 Einwohnern. Die Oberen der Gemeinde legen die Ursprünge gerne auf das Jahr 1293, in dem die wüste Kapelle, aus der im Gefolge der Jahrhunderte die Pfarrkirche St.Peter und St.Paul geworden ist, erstmals namentlich erwähnt wurde.
Für mich liegt 1973 als das Geburtsjahr fest. Das ist das Jahr, in dem sich die beiden Teilgemeinden Peterstal und Griesbach zu einer Gemeinde zusammengeschlossen haben – mehr als 20 Jahre vor dem Zusammenschluß der Alten und Neuen Bundesländer, riund 20 Jahre,nachdem sich Baden und Württemberg zum Südweststaat vereinigt haben. Und wie auch bei den beiden Größeren gibt es auch in unserer Doppelgemeinde immer noch hie und da Zoff zwsichen den Geschwistern.
Auch Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen hat in seinem Simplicissimus das welsche Bad erwähnt, in dem es bunt und lebenssatt herging. Außer Grimmelshausen gibt es noch den Heinrich Hansjakob als Heimatdichter, und dann ist die Kultur schon beinahe ausgeschöpft.Den Simplicissimus empfehle ich zu lesen. Nicht als Vorbedingung dafür, Bad Peterstal-Griesbach zu verstehen, aber weil es wirklich Literatur ist. Besser als manches andere, das sich auf den SPIEGEL-Bestsellerlisten tummelt.
Beinahe heißt nicht restlos, denn zahlreiche Kulturen anderer Art veredeln die Renchtäler Trauben zu Wein und die Milch zu Bibbeleskäs.Der Bibbeleskäs hat in der Ortenau zu einem langjährigen Rechtsstreit geführt. Es ging darum, daß der Käse nur beim Erzeuger gekauft werden sollte. Nur dann kann man einigermaßen sicher sein, daß er nicht mit allerlei Bakterien (insbesondere Salmonellen und Staphylokokken) verunreinigt ist. Diese führen immer wieder zu teilsleichten und teils heftigen Darminfektionen, die umso schlimmer sind, je mehr Zwischenhändler eingeschaltet sind und je länger die Zeit wird vom Bauern bis zum Bibbeleskäs-Esser. Wie es so ist, hat sich bei dem Rechtstreit nicht der Sachverstand durchgesetzt, sondern die Hoteliers mit ihren Verkaufsinteressen – mit etwas Vorsicht kann man den Käse gut genießen.Am besten gleich und nur vom Bauern geholt.
Wer weiß, was Grimmelshausen, Hansjakob und der Zar unter einer „Kur“ verstanden haben, jedenfalls handelte es sich um etwas mit viel Wein, viel Weib und ebensoviel Gesang. Es ist denkbar, daß auch die Zaren, welche es später nach Peterstal zog, genau dieses Ambiente suchten (und fanden? – man weiß es nicht). Heute ist der Ort eher beschaulich geworden, die Kur etwas durchaus medizinisches, wenngleich einige krampfhaft versuchen, in bester Grimmelshausen-Tradition aus Kur Wellness zu machen – sei’s drum.
Einiges aus dem Tal habe ich versucht in Kolumnen zu fassen.
2011-9-dez-vorne-am-schoensten
2012-28-sept-gmbh-ohne-bad-peterstal
2013-23-mai-borkenkaefer-und-swelche
2015-2-juli-bierstreit-am-dollenberg
2015-29-dez-jahr-der-barmherzigkeit
2016-13-okt-zwei-gmbh-maerchen
2016-29-dez-zwischen-den-jahren
2017-4-jan-sag-die-wahrheit-presse